Wenn man nicht mehr gut laufen kannst
von Jaap G. Fijnvandraat
Abgeben
Das Wort “abgeben” hat in den letzten Jahren eine weitere Bedeutung dazu bekommen. Es bezieht sich nicht mehr allein auf das Abgeben von leeren Flaschen und ähnlichem, sondern kann auch hinweisen auf das Abnehmen von geistigen und körperlichen Fähigkeiten. In diesem kleinen Artikel beschränke ich mich auf die Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten.
Einmal hörte ich einen Vortrag über das Umgehen mit den Beschwerden des Alters. Der Sprecher wies darauf hin, dass Gespräche über Säuglinge und Kleinkinder beherrscht werden durch das Wörtchen “schon”. Von den Kleinen heißt es: “Bekommt sie schon feste Nahrung?”; “Steht es schon?”; “Läuft er schon?”; “Ist es schon trocken?”, usw. Gespräche unter Älteren werden gekennzeichnet durch das Wörtchen “noch”: “Kannst noch gut laufen? “; “Fährst du noch Fahrrad? “; “Fährst du noch Auto?”, usw. Wir sagen: “Das Alter kommt mit Gebrechen”. Das bedeutet, dass wir bestimmte Dinge nicht mehr (so gut) können: wir müssen sie “abgeben”. Natürlich können eine plötzliche Erkrankung oder ein Unfall auch die Ursache dafür sein, dass wir “abgeben” müssen, aber das Altwerden bringt langsam, aber sicher die Gebrechen mit sich. Die Frage ist dann, wie wir damit umgehen, wie viel Mühe wir mit dem Abgeben haben, oder auch nicht.
Laufen
Wenn das Laufen ich mehr so gut geht, kann man sich mit einem Stock oder einem Rollator behelfen. Will das auch nicht mehr gehen, dann landet man im Rollstuhl, aber es kann auch passieren, dass man nicht mehr aus seinem Stuhl oder sogar nicht mehr aus dem Bett herauskommt. Dieses Abgeben deiner Bewegungsmöglichkeiten, oder besser gesagt: das Akzeptieren, dass man sich nicht bewegen kann, wie man will, fällt nicht leicht.
Nicht in eigener Kraft
Doch wird man mit dieser Behinderung leben lernen müssen, man muss akzeptieren, dass man etwas “abgeben” muss. Als Christen müssen wir bedenken, dass die Dinge, die uns geschehen, nicht an Gott vorbeigehen, auch wenn wir nicht begreifen können, wie das nun alles genau zusammenhängt. Hiob hat den bekannten Ausspruch getan: “Sollten wir das Gute von Gott annehmen, und das Böse nicht?” (Hiob 2: 10). Leider sprechen wir ihm in das nicht immer (von Herzen) nach. Es gibt Gläubige, die immer und andauernd über ihre Behinderung klagen. Sie sind dann für sich selbst, aber auch für ihre Umgebung eine Last. Obendrein ist eine solche Haltung nicht zur Ehre Gottes, und es geht von ihr ein schlechtes Zeugnis gegenüber Ungläubigen aus. Wie schwer die Prüfungen auch sind, wir brauchen sie nicht in eigener Kraft zu tragen. Wir brauchen die Freude im Herrn dadurch nicht zu verlieren. Von Herzen hoffe ich, dass du und ich mit Gottes Hilfe auf eine gute Weise umgehen mit unserer Behinderung / mit dem was wir abgeben müssen.
Übersetzung: Frank Schönbach
Wenn man nicht mehr gut sehen kannst
von Jaap G. Fijnvandraat
Dieser Artikel ist eine Fortsetzung zu “Wenn du nicht mehr gut laufen kannst”. In dem letztgenannten Artikel begann ich mit einer Erklärung des Begriffes “abgeben”. Darunter können wir verstehen, dass wir, was unsere Möglichkeiten betrifft, eine bestimmte Sache nicht mehr tun können. Wir müssen sie dann “abgeben”. Das ist auch der Fall, wenn das Sehvermögen abnimmt, und darüber will ich nun schreiben.
Zum Glück gibt es Hilfsmittel
Wenn das Sehvermögen abnimmt, bringt das eine gewisse Isolierung mit sich, aber man braucht sich noch nicht gleich damit abzufinden. Zum Glück gibt es Hilfsmittel. Eine Brille kamen die erste mögliche Lösung sein. Hilft diese nur unzureichend, muss ein Vergrößerungsglas dazukommen, und solche gibt es in verschiedenen Ausführungen. Auch gibt es “Bücher mit Großbuchstaben-Druck”, die das Lesen möglich machen. Wird das Übel schlimmer, dann kann man Blindenschrift lesen lernen, aber für Ältere ist das eine schwierige Aufgabe. Wenn man irgendwo hin muss, dann sollte man sich einen Blindenstock anschaffen, oder einen Antrag auf einen Blindenführhund stellen. Aber für Ältere ist es eine ziemliche Strapaze, mit so einem Tier umgehen zu lernen, und viele haben dafür keine Möglichkeiten. Dann sitzt man da mit seine Behinderung!
Eine praktische Anmerkung
Es macht sehr viel aus, wie man mit seiner Behinderung umgeht. Jemand, der schlecht sieht oder blind ist, wird fast von selbst seinen Hör- und Tastsinn besser entwickeln. Daran kann man auch sehr zielbewusst arbeiten, vor allem, wenn das Leiden nicht in allzu hohem Lebensalter auf tritt. Bei dem alten und fast blinden Isaak sehen wir, dass er sich auf sein Geruchs- und Tastvermögen stützt. Trauriger Weise haben Rebecca und Jakob damit gerechnet und betrügerische Maßnahmen ergriffen.
Verliere also den Mut nicht! Blinden oder schlecht sehenden Menschen braucht man in dieser Mahnung oft nicht zu geben. Es ist seltsam aber wahr, dass sie oft sehr fröhlich sind. Ich erinnere mich aus meiner Jugend an eine alte Christin, die völlig blind geworden war, aber die eine gewaltige Freude ausstrahlte.
Humor
Dies ist nicht das einzige Beispiel. Ich kenne eine junge Frau, die durch eine Krankheit ihr Sehvermögen ganz verloren hat, aber die sich dadurch nicht “unterkriegen” lässt. Es ist bekannt, das Blinde untereinander manchmal humoristisch über ihr Leiden sprechen. In einem Blindeninstitut kann es vorkommen, wenn einer versehentlich dem anderen auf die Zehen tritt, dass der andere z. B. sagt: “Mann, guck doch mal vor dich!”. Nun ist das wohl lustig, aber es nimmt nicht weg, dass schlechtes Sehen eine betrübliche Behinderung ist. Aber das Bibelwort: “Freut euch indem Herrn alle Zeit” (Philipper 4: 4) gilt auch für schlecht sehende Gläubige. Man soll sich nicht in seinem Leiden erfreuen, aber man kann sich wohl im Herrn erfreuen, wenn man an das denkt, was er für dich getan hat und noch immer tut!
Übersetzung: Frank Schönbach
Wenn man nicht mehr gut hören kann
von Jaap G. Fijnvandraat
Dies ist in der dritte Artikel über eine Behinderung, bei der man, wie wir es früher ausdrücken, “etwas abgeben“ muss . Wir haben geschrieben über “Wenn man nicht mehr laufen kann” und “Wenn man nicht mehr sehen kann“ . Es klingt ein bisschen hart, aber wenn man so eine Behinderung hat und medizinisch gesehen keine Verbesserungen zu erreichen sind, dann muss man damit leben lernen. Es klingt hart, aber so ist die Realität nun einmal. Das “damit leben lernen” fällt jedoch nicht leicht. Das “Abgeben” von bestimmten Möglichkeiten geht uns nicht leicht von der Hand. Dies gilt besonders auch für den Fall, dass das Hörvermögen abnimmt.
Hören
Beim Älterwerden nimmt bei vielen das Gehör ab. Das ist eine Behinderung, die uns wahrscheinlich die meisten oder wohl die schwersten Beschränkungen auferlegt. Jemand, der nicht taub ist, oder der wenig mit Tauben in Berührung kommt, begreift das in der Regel nicht. Zum Glück gibt es gegenwärtig allerlei Hörgeräte, die es möglich machen, diesem Übel einigermaßen abzuhelfen. Einigermaßen, denn sie lösen das Problem nicht vollständig. Sie funktionieren ganz brauchbar, wenn es ein Gespräch von Person zu Person betrifft. Einem Gespräch in einer Gesellschaft zu folgen, fällt jedoch nicht leicht. Manchmal dröhnen die Geräusche in den Kopf hinein, und man kann den Apparat eigentlich besser abstellen. Das Leiden kann sogar so schlimm werden, dass man völlig taub wird, und man einer solchen Person nur noch schriftlich etwas mitteilen kann – wie Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer. So etwas ist nicht gerade toll!
Aber wenn man auch nicht völlig taub ist, das Abnehmen des Gehörs beschränkt in geringerem oder stärkerem Ausmaß den Umgang mit anderen. Von allen möglichen Behinderungen ist Schwerhörigkeit wohl am schwierigsten zu akzeptieren. Dieses Übel kann sehr negativen Einfluss auf den Humor haben. Das ist auch in gut zu begreifen, denn Schwerhörigkeit isoliert den Betroffenen sehr stark.
Misstrauen
Schwerhörigkeit führt dazu, dass jemand nur halb versteht, was gesagt wird. Er reagiert dann manchmal auf ein Wort, das er verkehrt verstanden hat, und das kann in einer Gesellschaft das Gelächter der anderen auslösen. Der Schwerhörige bemerkt das und kann meinen, dass er ausgelacht wird. Dies kann ihn misstrauisch machen. Das sehr unangenehm, aber es ist eine reale Möglichkeit, und das kann das Verhältnis untereinander verderben. Dazu kommt noch, dass Taubheit mit dem dabei gezeigten Verhalten manchmal bei anderen Irritationen bewirkt. Von beiden Seiten muss man versuchen, dies zu vermeiden.
Praktische Anmerkung
Wenn ich hier ein paar praktische Anmerkungen im Hinblick auf die Schwerhörige mache, hoffe ich, dass es gut bei ihnen ankommt. Bei Schwerhörigen ist es meistens nicht so, dass so jemand anfängt, besser darauf zu achten, was um ihn herum geschieht, obwohl das gerade tun müsste. Es geschieht sogar oft das Gegenteil: Der Schwerhörige zieht sich sozusagen zurück in seine oder ihre eigene Lebenswelt. In diesem Fall wird der Taube daraus nur aufgeschreckt, wenn ein Wort zu ihm in durchdringt, das sein Interesse weckt. Oder er wird aus seiner Isolation dadurch aufgeschreckt, dass um ihn herum das eine oder andere passiert. Es ist für einen Schwerhörigen daher besonders wichtig, den Kontakt mit der Umgebung nicht zu verlieren. Wo dies über das Gehör schwerer geht, kann das Gesicht dabei helfen. Schwerhörigen will ich dann auch raten, ihre Augen gut zu gebrauchen.
Wie gehen wir mit Schwerhörigen um
Als normal Hörende müssen wir begreifen, dass Schwerhörigkeit eine sehr unangenehme Behinderung ist, und dass wir mit so jemanden viel Geduld haben müssen. Lasst uns, wo es möglich ist, versuchen, sie ganz in eine Gesellschaft mit einzubeziehen, und wenn das nicht möglich ist, ihnen persönliche Aufmerksamkeit zu widmen.
Die Schwerhörigen haben also besondere Gnade und Kraft von Herrn nötig, um ihr Leiden zu akzeptieren. Diese Kraft wünschen ihnen von Herzen. Etwas abgeben zu müssen ist nicht leicht, aber mit der Kraft des Herrn muss es gelingen können!!
Übersetzung: Frank Schönbach